POP
M ichael Franti
THE SOUND OF SUNSHINE
Capitol/EMI CD
Wer sich die Platte zum ersten Mal
anhört, bei dem wird sich unter Um-
ständen ein Dejä-vu-Eriebnis ein-
stellen. Denn für manchen klingt die
genauso wie die Pop-Reggae-Hits
der frühen
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oer: seichter Wohlfühl-
Sound, der seit Jahren schon durch
das ständige Gedudel auf gewissen
Radiowellen gehörig auf die Nerven
geht. Michael Franti & Spearhead
bieten also nichts wirklich Neues.
Wenn man so will, ist Franti ein Wie-
dergänger von Eddy Grant - und -
seien wir ehrlich - hat den jemand
in den letzten Jahren vermisst? Ei-
nen Lichtblick gibt's dennoch: „ l’ll
Be Waiting“ hat einen bezwingen-
den Beat.
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MUSIK ★
KLANG * * * *
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1 9
Declan de Barra
FRAGMENTS, FOOTPRINTS &
THE FORGOTTEN
Cargo CD (auch als LP erhältlich)
(40 )
Fast hat man den Eindruck, dass De-
clan de Barra von Album zu Album
mehr leidet, mehr verzweifelt, mehr
der Faszination des Bösen verfällt.
Nur ganz selten erspäht man auf
seinem schaurig-schönen op.
3
ei-
nen
Silberstreif
der
Hoffnung
(.,Watch
It
Bum“), fast
immer
herrscht im „indie folk noir“ des
Iren eine unheilbare Schwermut vor.
Zum sparsamen LoFi-Sound beklagt
der Vertreter der Schwarzen Ro-
mantik derart beklemmend die Not
einsamer Seelen („Black Crow“),
dass es einen schier fröstelt. Frag-
los ein Kind von Traurigkeit, dieser
Declan de Barra.
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MUSIK ★ ★
*
KLANG * ★
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Dechen Sh ag-D agsay
JEWEL
Silemio CD_______
(78)
Esoterik beiseite - diese CD bietet
mehr als seichte Berieselungsmu-
sik. Dechen Shag-Dagsay sang be-
reits für den Dalai Lama und auf Ber-
toluccis „Little Buddha“ -Sound-
track. Viele aber kennen die
1 9 5 9
in
Kathmandu
geborene
Sängerin
durch ihre Arbeit mit Tina Turner und
Regula Curti auf „Beyond“ (
2 0 0 9
).
Auf „Jewel“ verbindet Dechen ural-
te Mantras mit einem modernen
Sound. Der Produzent Helge van Dyk
sorgt mit ausgesuchten Musikern
für das musikalische Grundgerüst,
das mit Elektro-Sounds, Sitar und ti-
betischer Gebetstrommel die spiri-
tuelle Energie des Buddhismus
transportieren soll.
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MUSIK * ★
*
KLANG ★ * ★
*
------------ .
.. - -.-Ail
Mae Moore
j
FOLKLORE
Poetical License CD. www.jpc.de
(38)
:
Ihre Erinnerung an „my late night
Steely Dan listening sessions“ in
den Liner Notes ist aufschlussrei-
j
eher als der irreführende Album-
Titel. Mit Folklore hat auch der
gleichnamige Titelsong nichts zu
tun. Was die introspektiven Lieder
(„When Love Is Shattered“ , „Oh,
Canada", „Tom Thomson’s Man-
dolin“ ) und die Instrumentation
(Dulcimer, Trompete, Sopransa-
xophon, Fender Rhodes, Kontra-
bass) angeht, ist das als Pop-Jazz-
Fusion so etwas wie Mae Moores
I
„Court and Spark“ : mehr denn je
entfernt von ihren Folkie-Anfän-
gen. Alles ist zudem außerordent-
lich gut aufgenommen.
F.Sch.
M U S I K * * * * *
KLANG * * * * *
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Mick Harvey
SKETCHES FROM THE BOOK OF
THE DEAD
Mute/EMI CD (auch als LP geplant) (4V)
Tragik und Sinnlosigkeit, der Ver-
lust geliebter Menschen, Tod und
Selbstmord - viel zu lachen gibt es
nicht auf dem neuen Werk von
Mick Harvey, ehemals bei Birthday
Party und den Bad Seeds. Zuletzt
setzte der australische
M ulti-
instrumentalist vor allem durch
seine Arbeit mit PJ Harvey Akzen-
te. Und nun also wieder einmal ein
eigenes Lebenszeichen, das ihm
hörbar ein Anliegen war.
Das durch eigene Trauerfälle
inspirierte „Sketches From The
Book Of The Dead“ ist ein echtes
Songwriter-Album.aufdem Harvey
- erstmalig auf seinen Solo-Arbei-
ten - komplett auf eigene Kompo-
sitionen setzt. Er stellt sich dabei
in die Tradition von Leonard Cohen,
Johnny Cash und Jackie Leven - be-
sonders mit Letzterem verbinden
ihn seine berührenden Komposi-
tionen und die hymnische Atmo-
sphäre seines „Todes-Albums“ , die
jedoch nie unangenehm ins Pathe-
tische abkippt. Harvey spielt trotz
des Folk-Grundtenors gern mit
Echos und Chören und traumarti-
gen Sounds, die seine Lieder dem
Thema gemäß ins Dämmerlicht
stellen. Meist genügt ihm Gitarre
und Klavier als Instrumentarium,
die er spröde und mitunter frostig
agieren lässt-, gelegentlich schlin-
gert sein Abschiednehmen auch
rockwärts, dann treibt er das Gan-
ze mit krachigen Drums an.
So brüchig und wenig schmei-
chelhaft seine Stimme auch ist -
hier passt sie perfekt. Nicht alle
Kompositionen treffen zu
100
Pro-
zent ins Schwarze, aber die meis-
ten Titel wirken so intensiv, dass
man sich ihrer Eindringlichkeit
kaum entziehen kann. Wer noch
auf der Suche nach der perfekten
akustischen Untermalung für die
eigene Beerdigung ist, sollte hier
fündig werden.
Peter Bickel
MUSIK * * * ★
KLANG ★
★ *
Todd Snider
Fleet Foxes
LIVE: THE STORYTELLER
Aimless/Rough Trade 2 CDs
(1)6')
HELPLESSNESS BLUES
Cooperative CD (auch als LP geplant) (SO’)
Keine konzertante Best-of-Nach-
:
lese, jedoch trotzdem eine ideale
\
Gelegenheit, Todd Snider erstmals
i
kennen zu lernen: Den Satiriker
i
(„Justice is irrelevant, violent pro-
;
blems need violent solutions, be-
j
cause in America we like our bad gu-
j
ys dead“). Den Folkie. Den Steg-
reifkomiker. Und den „Linksdenker“
j
(etwa von „Conservative Christian,
i
Right-wing Republican, Straight,
j
White, American Males"). In ihrem
;
trockenen Humor erinnern die Lie-
der über Verlierer und mehr als
I
leicht durchgeknallte Typen (von
I
denen er viele zu kennen scheint
oder erfindet) des Öfteren an John
j
Prine.
F.Sch.
M U S IK -* * -* -*
KLANG ★ ★ ★
Für eine Band, die - angeblich von
mittelalterlichen englischen Madri-
galen bis zu Crosby, Stills & Nash
von allen wichtigen „Folk“ -Größen
der letzten lahrhunderte inspiriert
- das Versprechen des gepriesenen
Debüts einlösen muss, haben die
Fleet Foxes mit dem Retro-Folkpop
von op.
2
vornehmlich die Erwar-
tungen ihrer Kritiker bestätigt. Näm
lieh mit noch mehr „Anleihen“ bei
CSN, Simon & Garfunkel, Hollies,
Fairport Convention usw. „Every-
thing stolen or borrowed“ heißt es
mal lapidar in „Lorelai“ . So viel
überaus clever kalkuliertes Epigo-
nentum wie diesmal muss man
mögen.
F. Sch.
MUSIK * * ★
*
KLANG ★
134 STEREO 6/2011
hervorragend I * * ★ * sehr gut I * ★ * solide I * * problematisch I ★ schlecht
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